Stephanie Hellmuth, Pflegedienstleitung Einsatzstelle Neukölln
2008 habe ich meine dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen. Schon als kleines Mädchen, begeisterte mich der Beruf der Krankenschwester. Meine Mutter, selbst auch Krankenschwester, versuchte mir stets diesen Beruf auszureden. Der Schichtdienst, der Wochenend- und Feiertagsdienst, die vielen zumeist traurigen Schicksale der Patienten. Doch all dies hielt mich nicht von meiner Berufswahl ab. Ich wollte Krankenschwester werden.
Meine Ausbildung habe ich im DRK Klinikum Berlin-Köpenick absolviert. Während meiner Ausbildung war auch ein Einsatz in einem ambulanten Pflegdienst vorgesehen. Diesem ging ich jedoch mit nur wenig Begeisterung entgegen, schließlich wollte ich stationär arbeiten. Ich mochte die ambulante Pflege nicht. Dieses rein und raus, das ständige Auto fahren, der Berufsverkehr, kein richtiges Team. Das war ganz und gar nicht meins.
Nach Abschluss meiner Berufsausbildung ging es mir wie vielen frisch Ausgelernten. Ich war arbeitsuchend. Nach 5 langen Monaten endlich ein Job-Angebot. Ambulante Pflege. Oh je. Aber heutzutage darf man nicht wählerisch sein, dachte ich mir. Schnell freundete ich mich mit meiner Situation an und versuchte das Beste daraus zu machen. Aber meine Vorurteile blieben größtenteils. Kein richtiger Teamkontakt, keine Übergaben, keine Pausen mit Kollegen, wo man sich mal hätte austauschen können.
Dann die traurige Nachricht. Eine liebgewonnene Kollegin verließ das Team und wechselte zu Gardé. Nimm mich bitte mit, waren meine Worte. Gesagt getan. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch bei der Geschäftsführung. Ich war völlig überrascht, denn es war das komplette Gegenteil von dem, was ich bis dato kannte. Das, was mir vorher fehlte, war plötzlich vorhanden. Ich entschied mich kurzerhand den Arbeitgeber zu wechseln und es war eine sehr gute Entscheidung. Ich kam in ein junges und dynamisches Team, was mich herzlich empfing.
Schnell erhielt ich den Posten des Tourenleiters. Dies besagt, dass ich für meine Tour verantwortlich bin: von der Pflegedokumentation bis hin zur Medikamentenbestellung. Ich war Bezugs-/Stammpflegefachkraft. Nach gut einem Jahr wurde mir die Weiterbildung zur Hygienebeauftragten angeboten, welche ich dankend antrat. Ein gutes Jahr später folgte die Ausbildung zum Mentor (Ausbilder). Ich arbeitete auf einmal gerne im ambulanten Bereich.Ich liebte meine Tour und meine Klienten, vom Team ganz zu schweigen. Natürlich ist man den größten Teil des Arbeitstages alleine, aber der Kontakt zum Team geht nie verloren, denn zu den Dienstenden folgte die gemeinsame Übergabe im Gruppenraum.
So verbrachte ich die ersten 3 1/2 Jahre nach meiner Ausbildung als Schwester in der ambulanten Tour, bis meine Pflegedienstleitung auf mich zukam. Sie bot mir den Posten als ihre Stellvertretung an. Ich war hin und hergerissen. Wollte ich wirklich auf meine Stammtour, meine Klienten und meine Unabhängigkeit verzichten? Andererseits bedeutete dies eine neue Aufstiegschance und eine geregelte 5-Tage-Woche. Nicht, dass mich der Wochenenddienst/ Feiertagsdienst gestört hätte, aber in Hinblick auf die geplante Zukunft, war dies von Vorteil. Und was soll ich sagen? Heute übe ich sogar den Posten als Pflegedienstleitung aus und kann mit gutem Gefühl sagen, dass ich keine Entscheidung bereue. Weder den Arbeitgeberwechsel, noch den Wechsel von der direkten Pflege zur Leitungsebene. Egal in welcher Position, ich bin Krankenschwester mit Leib und Seele.